+++ Corona-Krise als Sternstunde der Print-Onlineshops +++ Behördlich untersagter Kundenkontakt wird durch Shopsysteme für Groß- und Kleinformatdruck ausgehebelt. +++ Betriebe im motio-Netzwerk plotten weiter für Bau- und Planungswirtschaft +++

Die behördlichen Regeln zur Eindämmung der Coronakrise treffen auch das Digitaldruck-Dienstleistungsgewerbe sehr hart. Ganze Kundenbereiche sind schlagartig weggefallen. Besonders Druck- und Werbetechnik-Aufträge, die ihren Hintergrund im Messebau, Eventereignissen, Seminaren, Schulungen und Imagekampagnen haben, sind im Laufe des Monats März 2020 häufig auf Null abgestürzt. Der Plotservice hingegen, d.h. die Vervielfältigung von CAD-Plänen auf Papier für die Bauwirtschaft, Architekten und Ingenieure, weist etwas geringere Rückläufe auf. Dafür vermutet der Wirtschaftsverband Kopie & Medientechnik e.V. (motio-Netzwerk) einen Grund: „Planer können auch von zu Hause aus weiter arbeiten. Druckaufträge von Plänen gehen problemlos per E-Mail an die Plotservice-Betriebe des Verbandes. Andere Pläne werden in virtuelle Projekträume und Bauportale eingestellt, aus denen sich der Plot-Betrieb den Print-Auftrag zieht. Die motio-Mitglieder liefern die Pläne beschnitten, mit Lochrandverstärker versehen und auf DIN A4-Format gefaltet mit eigenen Botenfahrzeugen an Baustellen aus. Dort haben Baufirmen bereits seit einigen Wochen Übergabeschleusen eingerichtet, die unmittelbare Personenkontakte erfolgreich vermeiden. Weitere Großformatpläne versendet der Dienstleister auch an beteiligte Fachplaner und Bauämter.

Der Kleinformatdruck in DIN A4/A3 wird zur Zeit auch über Bestell- und Shopsysteme online abgewickelt. „Corona ist die Sternstunde der Print-Online-Shops“, so Verbandsgeschäftsführer Rechtsanwalt Achim Carius in Frankfurt am Main. „Wer von den Print-Betrieben in diesen Tagen über ein funktionierenden Shop im Internet verfügt, der ist klar im Vorteil“, so Carius. Nach der behördlich verordneten landesweiten Schließung von Copyshops mit Laufkundschaft wurden versehentlich auch reine Produktionsbetriebe dicht gemacht. Ordnungsämtern und Polizeibehörden waren die Abgrenzung von klassischem Selbstbedienungs-Copyshop und Druckbetrieb mit reiner Produktion von Drucken nicht immer geläufig. Vor allem hatten es die innerstädtischen Print-Dienstleister schwer, deren äußeres Erscheinungsbild und Firmenname die Grenzen der beiden Betriebstypen vermischten. Klarheit bei Polizei und Rathäusern in Deutschland schuf erst der Abgrenzungskatalog des Wirtschaftsverbandes Kopie & Medientechnik e.V., der in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Druck & Medien e.V. einen solchen Hilfsleitfaden erstellte. Danach dürfen auch unrechtmäßig geschlossene reine Druckbetriebe wieder öffnen. Seit wenigen Tagen hat der Berliner Senat für Copyshops in der Hauptstadt die Untersagungsverfügung gelockert. In einer Auslegungshilfe vom 24. März wird das „Abarbeiten von Aufträgen“, die online über Shopsysteme übermittelt wurden, ermöglicht. Selbstbedienung durch Laufkundschaft hingegen bleibt weiterhin untersagt.

Carius berichtet über Mitgliedsbetriebe, die trotz Corona-Restriktionen wenigstens über ihren Onlineshop noch Aufträge generieren. In Zeiten ohne persönlichen Kundenkontakt kann man sein Print-Geschäft mit einem Shopsystem einfacher aufrechterhalten. Die Möglichkeit, den Kunden über Onlineshops Produkte zu erklären, zu kalkulieren und Aufträge auszulösen sowie bezahlen zu können, gehört mittlerweile zur Grundausstattung eines zeitgemäßen Digitaldruck-Dienstleisters. Durch die Coronakrise wird die Nutzung dieses Marketing- und Vertriebswerkzeugs beschleunigt. Die motio-Zentrale unterstützt alle Mitglieder hierbei. Der Verband verhandelt aktuell mit mehreren Shop-Anbietern über die kurzfristige Möglichkeit der Bereitstellung von Shopsystemen auf Mietbasis verbindlich bis zum Stichtag 31.12.2020 mit Verlängerungsoption. Diese begrenzte Zeitspanne hilft in der Krise und dient ebenso als Schnupperphase zum Kennenlernen eines solchen Systems. Nach einer Befragung der Verbandsmitglieder sollte der Shop über eine Mindestausstattung verfügen: Darstellung von Groß- und Kleinformat-Print-Produkten, Produktkonfiguration, Kalkulation von Preisen, Auslösen von Bestellungen mit Bestellbestätigung, Rechnungserstellung und verschiedenen Bezahlfunktionen, Nutzung als B2C-offenen Shop und gleichzeitig als geschlossenen B2B-Shop für Rahmenvertragskunden/Stammkunden. „Corona erweist sich gerade als ungeheurer Digitalisierungsschub im Digitaldruck-Gewerbe“, so Achim Carius.