Agfa, letzter europäischer Hersteller von Mikrofilmen, wird die Produktion des analogen Archivierungsmediums zum Ende 2022 am einzig verbliebenen Produktionsstandort in Mortsel bei Antwerpen einstellen. GENUS mit seinem D-A-CH-Vertriebschef Claus-Peter Iff ist mit Fuji-Mikrofilmen weiter lieferfähig.

10.11.2022 - Nachdem Kodak in Rochester als letzter Amerikaner seine im Jahre 1935 begonnene Mikrofilmproduktion im Jahre 2013 einstellte, sicherte sich der texanische Händler EPM Eastman Park Reprographics Inc. (Dallas) die weltweiten exklusiven Vertriebsrechte des Agfa-Films unter dem Produktnamen EPM. Zuvor vertrieb Agfa noch unter eigenem Namen den Mikrofilm.

Jetzt informierte EPM mit Schreiben vom 1. November 2022 seine Händler in Deutschland über das Lieferende und den letzten Bestellzeitpunkt 2. Dezember mit Vorauskasse. Damit endet eine mehr als 80-jährige Mikrofilmproduktion die einst bei der deutschen Agfa (IG Farben) am Standort Wolfen bei Bitterfeld (SA) bereits vor dem 2. Weltkrieg begann. Die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN) war der erste Anwender von Agfa-Mikrofilmen zu Archivierungszwecken. Im Sommer 1945 entwendeten amerikanische Soldaten die wichtigsten Firmenakten im Wolfener Agfa-Werk, sicherten diese damit vor dem Zugriff der Roten Armee und stellten dieses Know How der Kodak in den USA zur Verfügung.

Nach dem 2. Weltkrieg boomte in Deutschland die Datenspreicherung auf Mikrofilm. Hersteller von Geräten, wie Microbox und Zeutschel verdienten sehr gut daran, wie auch Mikrofilm-Dienstleister, die sich im FMI e.V. als Branchenverband zusammen fanden (heute FMI-Gruppe im motio-Netzwerk). Heute noch archiviert der deutsche Staat seine wichtigsten Akten und Dokumente auf 35 mm-Mikrorollfilmen, die in Stahltrommeln deponiert im atombombensicheren Endlagerstollen in Oberried (Schwarzwald) für die Nachwelt langzeitarchiviert werden.

Agfa-Pressesprecher Johan Jacobs aus Mortsel bestätigt auf Anfrage des motio-Netzwerks am 9.11.2022 das endgültige Mikrofilm-Aus bei Agfa in Mortsel, dem letzten Mikrofilm-Produktionsstandort in Europa: “EPM hat nun die Entscheidung getroffen, seine Mikrofilmaktivitäten einzustellen. Bis auf weiteres können wir nicht wieder in diesen Markt einsteigen und haben auch nicht vor, dies in naher Zukunft zu tun.”

Ab dem 1. Januar 2023 ist nur noch Fuji in Japan weltweit Hersteller von Mikrofilm. In Europa vertreibt das englische Unternehmen und seit Jahrzehnten Verbands-Industriemitglied GENUS Fuji-Mikrofilm-Produkte aus Fernost. Das 1974 von John Negus gegründete Unternehmen GENUS ist ein international operierendes Handelsunternehmen mit Vertretungen in 62 Ländern. Trotz rückläufiger Volumen wurde in den vergangenen Jahren nachhaltig in Produkte, Produktion und Vermarktung mikrographischer Produkte investiert. So unterhält GENUS als einziges Unternehmen weltweit eine eigene Diazo-Mikrofilm-Produktion. Hier werden nach wie vor nach original KALLE-Rezepturen OZAPHAN-Duplizierfilme hergestellt.

„Wir sind von der Nachhaltigkeit und der Qualität dieses einzigen wirklichen Langzeitspeichermediums überzeugt und werden auch zukünftig alle notwendigen Schritte unternehmen um dem Markt eine möglichst umfangreiche Produktpalette für den Einsatz des Mikrofilms zur Verfügung zu stellen“ so Claus-Peter Iff, Vize-Präsident von GENUS.

GENUS, mit seiner Zentrale in Nuneaton (England), unterhält, unter der Leitung von Claus-Peter Iff, zwei Vertriebsbüros im deutschsprachigen Raum:

63329 Egelsbach bei Frankfurt am Main
Kurt Schumacher Ring 67
Telefon 06103 481897

A-6233 Kramsach (Tirol)
Brandenbergerstrasse 4/10
Telefon 0043 676 9136001 (Claus-Peter Iff)